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Neues von der Weltsynode

„Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“, so lautet das Thema der dritten Etappe der Weltsynode, zu der Papst Franziskus die Bischöfe der Welt im Oktober nach Rom eingeladen hat.
Warum (auch) wir deutsche Christen auf die Ergebnisse dieser Zusammenkunft hoffnungsvoll blicken und optimistisch sein können und welchen Job wir bis zur nächsten Konferenz haben, teilt Martina Kreidler-Kos in ihrem Beitrag zur Weltsynode auf YouTube (den Link finden sie weiter unten) mit uns. Im Folgenden können Sie den genauen Wortlaut ihrer Aussage nachlesen:

Weltsynode Teil 2

Bild: Bistum Osnbrück

Weltsynode – Klappe, die zweite! Zumindest hier bei Kirchenkram.
Was gibt‘s nach Abschluss der vierwöchigen Beratungen in Rom zu sagen? Die einen spielen das Ergebnis herunter: Da ist „nur ein vorübergehendes Dokument“ bei rumgekommen, die anderen sagen: „Das ist das Einzige, womit wir jetzt nach Hause gehen, also nehmt es ernst, Leute!“ Meine Einschätzung des Ganzen und was wir jetzt für einen Job zu machen haben bis zum nächsten Herbst – erfahrt ihr in diesem Video.
Wir haben alle Post bekommen – von der Synode höchstselbst – einen Brief „an das Volk Gottes“. Und da gehören wir doch gerne dazu. Erstmal geben die Teilnehmer:innen in dem Brief eine Resonanz für alle, die nicht in Rom dabei waren. Ich zitiere mal: „Wir haben diese gesegnete Zeit in tiefer Verbundenheit mit Ihnen allen erlebt. Wir wurden von ihren Gebeten getragen, haben ihre Erwartungen, Ihre Fragen und auch Ihre Ängste mit uns getragen“. Ehrlich, das finde ich großartig zu hören. Stimmt! Es gab eine Menge Erwartungen, Fragen und Ängste – und es gab so richtig viel Gebet. Ich weiß, wer sich da alles ins Zeug gelegt hat und ich freu mich, dass das wahrgenommen wird. Auch das ist Weltkirche! Okay, aber was schreiben sie weiter:
„In vielerlei Hinsicht war es eine noch nie dagewesene Erfahrung. Zum ersten Mal waren auf Einladung von Papst Franziskus Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen“. Irgendein kritischer Geist hat gesagt: „Es wird nicht reichen, zuhause nur von vier Wochen offener und freier Debatte zu schwärmen“. Da hat er schon recht, aber kleinreden darf man es eben auch nicht. Das hat politische Kraft. Was man allein daran sieht, dass genau dieser Umstand der Mitbestimmung so viele nervös gemacht hat. Ob sie das über Modefragen – wie das anscheinend dringend notwenige Tragen von Soutanen bei Synoden – zum Ausdruck gebracht haben oder über inhaltliche Einlassungen – immer wieder sollte in Zweifel gezogen werden, dass es hilfreich ist, wenn möglichst viele verschiedene Stimmen mitberaten und mitentscheiden. Und ehrlich – „eine nie dagewesen Erfahrung“ – im Vatikan, wie toll ist das denn! Gott sorgt für Überraschungen – das tut im eigenen Leben gut und erst recht im Leben der Kirche!

Aber jetzt zu dem, was beschlossen wurde: Ich kann mir das so richtig vorstellen: Ein Nachmittag Zeit, 40 Seiten Text, 1200 Änderungsanträge, fast 350 Menschen abstimmungsberechtigt, die das alles in 273 Schritten mit 2/3 Mehrheit verabschieden sollten. Was für ein Kraftakt! Und er ist gelungen. Was mir gut gefällt: Man konnte nur mit Ja oder mit Nein stimmen. Laue Enthaltungen waren nicht vorgesehen. Und es hat geklappt! Alle Punkte wurden mit mindestens 80% Zustimmung, meist sogar noch mehr, angenommen. Zum Beispiel: „Konsens der Gläubigen“ ist künftig ein Kriterium für Glaubensfragen – klingt kompliziert, ist aber ziemlich einfach: Wenn etwas hartnäckig über Jahre hinweg von den Gläubigen einfach nicht akzeptiert wird, weil es ihnen im wahrsten Sinne des Wortes nicht einleuchtet, dann kann das zukünftig nicht mehr einfach übergangen werden. Und dann, was mich besonders freut, weil wir uns im Synodalen Weg so dafür eingesetzt haben: „Bemühen um eine veränderte Sexualmoral“ ist jetzt beschlossene Sache. Also doch – kein deutsches Spezifikum, sondern Konsens in der Weltkirche – bitte einen Tusch! „Einsatz für eine verständlichere und geschlechtergerechte Sprache in den Gottesdiensten“ – super, und: was uns ja gerade in einigen Diözesen beschäftigt: „Mitsprache der Basis bei Bischofsernennungen“. Wow! Und dann gibt es noch die ganz großen Themen, die über den Tellerrand gehen, aber dringend laut und vernehmlich gesagt – und vor allem angepackt werden müssen: Überwindung von Rassismus, Bruch mit kolonialistischem Gebaren, Abbau von Klerikalismus und Machismo, konsequentere Aufklärung von Missbrauch und nicht ausschließlich durch Bischöfe – was für wichtige, wichtige Beschlüsse! Und – by the way – wer noch mal was Deutliches zum Klimawandel aus christlicher Sicht lesen will, der nehme sich das neueste Papier von Papst Franz „Laudate deum“ vor. Klar werden viele wieder die Augen verdrehen und sagen, ist doch alles längst überfällig und selbstverständlich, wieso feiert ihr das?! Weil es eine Sache ist, etwas als gut zu erkennen und eine andere, es politisch auch durchzusetzen. Dazu braucht es richtig viel Geduld, Diplomatie, Ausdauer und Beharrungsvermögen. Deshalb an dieser Stelle: Ein riesengroßer Dank an die fleißigen Synodal:innen, die nicht nur vier Wochen lang schwer gearbeitet haben, sondern mit ihrem Geschick und ihrer Engelsgeduld dazu beigetragen haben, dass dieser Durchbruch erreicht werden konnte.

Und zum Schluss, wir alle haben jetzt einen doppelten Job. Erstens: Das nicht kleinzureden, ich sage es nochmal. Denkt an manche politischen Debatten auf der Welt, die dauern. Entscheidend ist, dass man weder Mut, noch Lust, noch die Zuversicht verliert. Dranbleiben, das ist die große Schwester der Geduld. Und die zweite Aufgabe: Wir haben jetzt ein Jahr, um möglichst viel aus diesem Zwischenbericht zu machen: Lest ihn euch durch, fangt an zu diskutieren, mischt euch ein, arbeitet wo und wie ihr könnt daran, dass die Kirche im Herbst 24, beim erneuten Zusammentreten der Synodal:innen, noch größere Lust auf die Umsetzung all dieser Veränderungen hat, die sie – so geschwisterlich und einmütig, wie es ihr im Herbst 23 möglich war – jetzt freigegeben hat. Und in all diesen Aufregungen: Bleibt behütet – bis zum nächsten Mal!

Martina Kreidler-Kos

Dieses und andere Videos u.a. von Martina Kreidler-Kos finden Sie in der Rubrik KirchenKram im YouTubekanalDas Bodenpersonal“.

 

 

 

Dr. Martina Kreidler-Kos studierte katholische Theologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und erlangte im Jahr 1999 ihren Doktortitel mit einer Arbeit über die heilige Klara von Assisi. Frau Kreidler-Kos ist derzeit Leiterin der Abteilung Seelsorge im Generalvikariat des Bistums Osnabrück und lebt im Osnabrücker Land. Darüber hinaus ist sie aktives Mitglied der Pfarrei in Icker.